Pressemitteilung des Bündnis Herbst gegen Rechts

Göttingen bleibt wach - Kein Platz für Querdenker und Verschwörungsideologen!
Unter dem Motto "Herbst gegen Rechts" folgten vergangenen Samstag, den 16.09., mehr als 1500 Menschen dem Aufruf des Göttinger "Bündis gegen Rechts". Sie stellten sich einem geplanten Aufzug von verschwörungsoffenen, teils extrem rechten Querdenken-Anhänger*innen entgegen. Unter Beteiligung der Oberbürgermeisterin und vielen Parteien, wie auch Gewerkschaften, antifaschistischen Gruppen, religiösen Gemeinden und Göttingens Kulturhäusern war das Kräfteverhältnis bei den Kundgebungen unmissverständlich: Göttingen zeigt sich stark, politisch wach, bunt und antifaschistisch!
"Dieser Protest wird vielen Menschen in Erinnerung bleiben. Göttingen hat geschlossen gezeigt, dass in dieser Stadt keine rechte Meinungsmache Boden gewinnt. Bei "Herbst gegen Rechts" ging es vielen um weit aus mehr, als nur um diese Versammlung. Die Büger*innen unserer Stadt sind erschüttert über die Aufmerksamkeit, die rechte Gruppierungen derzeit erhalten. Gleichzeitig sind sie sich einig: Wir müssen unsere Demokratie und die Kultur in unserer Stadt verteidigen. Wir haben gemeinsam ein starkes Zeichen gesetzt!"
Die Stadt- und Zivilgesellschaft sorgte hierbei jenseits der Kundgebung des Bündnisses mit kreativen und vielfältigen Aktionen dafür, dass die Querdenker*innen ihre geplante Route durch die Innenstadt nicht nehmen konnten. Begleitet von Polizeieinsätzen wurde eine große Blockade auf der vierspurigen Bürgerstraße zum Endpunkt der Marschroute.
"Wir haben Respekt vor dem Mut aller Menschen, die sich an dem Tag an spontanen, kreativen Blockaden beteiligten. Ob mit Rollatoren oder Sitzblockaden, sie alle haben zum schnellen Stop der verschwörungsideologischen und teils antisemitischen Botschaften beigetragen. Unser gemeinsamer Protest lässt sich nicht auf ein paar brennende Müllcontainer reduzieren."
Dass ein entschlossener Gegenprotest dringend notwendig war, hat sich auf der Straße noch einmal bestätigt - rechte Symbole wie die schwarze Sonne waren zu sehen, sowie eine Flagge der "Freien Sachsen" - einer extrem rechten Kleinstpartei aus Sachsen. Bekannte Neonazis wie Tino Ackermann waren ebenfalls nach Göttingen angereist. Obwohl sicher nicht alle Teilnehmenden von "Herbsterwachen" als Nazis oder Faschist*innen bezeichnet werden können, nahmen sie doch bewusst in Kauf, mit eben solchen gemeinsam aufzutreten, ihre Inhalte mit auf die Straße zu tragen und ihnen Legitimation zu verleihen.
Das Bündnis,das Gegenkundgebungen entlang der Demoroute organisierte, kündigt an,sich angesicht dieser rechten Schulterschlüsse nicht an der Frage nach dem "geeigneten Mittel" im Kampf gegen Rechts spalten zu lassen. "Wir stehen für eine Protestkultur des vielfältigen zivilen Ungehorsams. Niemand soll zu Schaden kommen. Wir sind beruhigt, dass Demonstrat*innen wie auch Polizeieinheiten weitgehend nicht eskalierend vorgingen. Es ist wichtig, dass Menschen nicht verletzt wurden und auch die Feuerwehr ungehindert ihren Einsatz durchführen konnte. Die eingeleiteten Ermittlungsverfahren verheißen aber, dass Menschen nun mit juristischem Nachspiel rechnen müssen. Sie dürfen damit nicht alleine gelassen werden".
Das Bündnis zeige sich solidarisch mit allen, die anlässlich der Gegenproteste Repressionen erfahren oder in Zukunft zu erwarten haben.
Solidarität von vielen Bürger*innen käme derzeit beim Bündnis an. Gemeinsam ließe sich so für den entstandenen Schaden des Straßenbelags auf der Bürgerstraße aufkommen. Das Bündnis biete der Stadt und seinen Bürger*innen Unterstützung bei der Reperatur an. Genauso werde das Bündnis auch Spenden sammeln, um für einen Teil der Prozesskosten aufzukommen, falls diese tatsächlich auf Demonstrat*innen des Protestets gegen Querdenken-Anhänger zukommen sollten.
Der Organisator und Vertreter der “Qanon”-Verschwörungstheorie Michael Scheele hat unterdessen ein "Göttingen 3.0" angekündigt. Falls es dazu tatsächlich kommen sollte, kündigt das Bündnis gegen Rechts bereits an, dass es wieder gemeinsam mit einem breiten Spektrum von Bündnispartner*innen dagegen einstehen wird.